Gedanken vom Sohn

Was bleibt?


„Weint nicht um mich, wenn ich nicht mehr bin“ , sagte er noch vor kurzem. 


Die Geschehnisse des 5. Januar 2010 haben sich in meinen Kopf eingebrannt. 

15.32 Uhr, mein Handy klingelt, „DANI“! Klar, wir sind verabredet. Am anderen 

Ende eine schreiende, weinende Stimme. Ich verstehe kein Wort. „Was ist denn 

nur los Dani?“, frage ich. Aus schemenhaften Bruchstücken formt sich ein 

grausiger, brutaler Satz: „Matthias, der Papi ist tot.“ Das Telefon wird mir 

schwer, absolute Leere in meinem Kopf. Das kann nicht sein. Mein 5 jähriger 

Sohn nimmt mich zärtlich in den Arm, er sieht seinen Vater das erste Mal weinen. 


Das Herz, das große Herz. Es ist einfach stehen geblieben. Lieber Paps, viele Menschen kennen Dich als Musiker, Komponist und Arrangeur. Aber für uns warst Du mehr - viel mehr.


Ein Mann, der immer sein eigenes Ding machte, sich nie um den Mainstream scherte, ja fast öffentlichkeitsscheu war. Ich habe dich dafür - ich gebe zu - so manches Mal bewundert. Deine Fähigkeit, dass was Du wolltest, mit 110% durchzuziehen und es denen, die mit Dir gearbeitet haben, abzuverlangen. Und Du hattest wohl das Glück, das Dir so oft hold war (meine Frau sagte neulich zu mir: „Franz war ein Sonnenkind.“), Menschen zu treffen, die ein Stück mit Dir gingen und eben dieses einmalige Talent so beflügelten. Es muss wohl in diesem Zusammenhang Veronika Fischer, Hansi Biebl, Frank Hille, Wolfgang Schubert und so manch anderer genannt werden. Und die sogenannte Ostrockszene hat viele dieser unglaublich tollen Künstler hervorgebracht.


Dabei sah es anfangs nicht so aus, als ob die Musik Dein Leben werden sollte. 

„Ich bin mit 14 eben lieber ins Schwimmbad gegangen“, sagtest Du mir 

neulich noch. Es ist wohl Deiner Mutter zu verdanken, die selbst Opernsängerin 

werden wollte, der es aber die eigene Mutter nicht erlaubte, und die um Dein 

Talent wusste. Du sagtest einmal: „Ich höre sie auf 100 km Entfernung aus 

ihrem Chor heraus.“ Du solltest diese einmalige Gabe von ihr geerbt haben. 

Und sie war hartnäckig, dass es kein vergeudetes Talent blieb. 


Ich habe neulich mit Bodo Kommnick in Deinem Studio gestanden. Wir hörten 

ein kleines Stück, dass Du vor kurzem komponiert hast, sahen uns mit feuchten 

Augen an und waren uns einig, dass nur einer so etwas zu komponieren und 

und  spielen in der Lage war. Einen, den man „am Klavierspielen“ erkennt, 

gepaart mit dieser unverkennbaren Stimme. 


Du sagtest, Du hast viel Tolles erlebt, aber dass Du Deine Kinder damals zurückgelassen hast, wäre nichts, worauf Du stolz sein kannst. Aber wir sind stolz auf Dich, denn Du warst ein harmoniesüchtiger Mensch, dem die Familie über alles ging. Hast mit uns Faxen gemacht. Wie oft hast Du geahnt, wenn's uns schlecht ging und hast angerufen. Als wir noch Kinder waren, und Du manchmal 6 Wochen nicht da warst ... DU hast es hinbekommen, die Zeit in 2 Tagen mit uns nachzuholen. Die schmerzliche Trennung durch die Mauer haben wir schnell vergessen. Wie oft haben wir Dich draußen mit Kind und Kegel überfallen, hatten eine Zeit, die man einfach nur mit „wahrhaftiger Glückseligkeit“ bezeichnen kann. Du hast uns bekocht. In Deiner unnachahmlichen Art und Weise sagtest Du “Kannsch ne genauso gut kochen, wie isch klavierspieln kann“. Wer mal Deinen Lammbraten vor sich hatte, weiß, du konntest! 


Du bist uns unersetzlich, und der Verlust schmerzt uns über alle Maßen. 

Und wenn man sagt, die Erde dreht sich weiter - und das wird sie - werden wir Dich doch trotzdem so unsagbar vermissen. 

Was bleibt?

Das Leben ist endlich, aber Deine Musik bleibt ewig. Es wäre in Deinem Sinn gewesen.


Papa, wir vermissen und lieben Dich.